Verso betitelt und datiert (über flächiger Landschaftsskizze)
Es handelt sich hier wohl um das früheste Porträt von Otto Muellers erster Frau, Maschka
Mueller. Gesichert durch eine Fotorückseite aus dem Nachlass Paul Kother. Christiane Lange
schreibt im Ausstellungs-Katalog der Hypo-Kulturstiftung 2003 anlässlich der Retrospektive zum
Frühwerk des Künstlers: „Otto Mueller ließ vor seiner Übersiedlung nach Breslau durch seine
Frau Maschka angeblich fast 200 Werke verbrennen. (…) Über die Beweggründe Otto
Muellers, so viele Bilder zu zerstören, kann nur spekuliert werden. (…) Tatsache ist, dass man
derzeit von nur elf Arbeiten Kenntnis hat, die sicher vor 1900 entstanden sein dürften und von
nur gut 30 Werken, die sich in das darauf folgende Jahrzehnt datieren lassen. (…) Mit seinem
späteren Schwager, Paul Kother, einem Studienfreund an der Akademie in Dresden, war Otto
Mueller 1898 nach München gekommen (…), ehe er im Herbst 1899 nach Dresden
zurückkehrte. Dort lernte er seine zukünftige Frau, die Malerin Maria Mayerhofer, genannt
Maschka, kennen, die fortan sein bevorzugtes Modell wurde. (…) Mit dem Umzug nach
Berlin begann dann jedoch eine neue Lebensphase, die sich auch in den Bildern des Künstlers
deutlich niederschlägt. (…) Muellers Bilder entwickelten sich von nun an eigenständig und
lassen sich deutlich von seinen vorangegangenen Arbeiten unterscheiden, deren Bildsprache
noch verschiedene Einflüsse spiegelt. (…) Die (…) früheste Gruppe rekonstruierbarer Werke
enthält fast ausschließlich Porträts.“ (Ausst.-Kat. S. 13 ff.). Wie auch andere Künstler seiner
Zeit steht Otto Mueller in seiner anfänglichen Schaffensphase unter den Einflüssen Arnold
Böcklins, Franz von Stucks und Hans von Marées. In den frühen Porträts, wie dem
vorliegenden, ist vor allem Maschka sein Modell. In „Junge Frau mit Eidechse“ stellt Mueller
das Brustbild einer nackten jungen Frau dar, die mit gesenktem Blick auf eine kleine Eidechse
in ihren Armen blickt. Mueller präsentiert seine Frau Maschka vor einer zart angedeuteten
Landschaft mit Blick in die Ferne. Im Gegensatz zu späteren Themen wie Kleopatra oder
Lukretia gibt das vorliegende Gemälde Rätsel auf, da das Thema ikonographisch nicht klar zu
fassen ist. Christiane Remm deutet es 2014 wie folgt: „In der Haltung werden subjektive
Empfindungen deutlich, die mit der demonstrativen Vorführung der kleinen Kreatur zum
Ausdruck einer generellen Befindlichkeit werden. Die Freude oder gar Ergriffenheit über die
gewonnene Gemeinschaft (…) wird zum Anlass für ein Sinnbild der von Mueller selbst
erlebten beglückenden Verbindung von Mensch und Natur.“ (zit. S. 19).
Literatur:
Nachbaur, Wenzel, Otto Mueller Werklisten, Archiv Roman Norbert Ketterer, Kirchner
Museum, Davos, 1950er Jahre;
Remm, Christiane, Otto Mueller, Begleitbuch zu den Ausstellungen Kunstmuseum
Ravensburg u.a., München 2014, mit s/w Abb. 8, S. 17.
Ausstellungen:
Sonderausstellung Dresdner Künstler und Künstlerinnen, Dresden 1904, Kat.-Nr. 24;
Otto Mueller. Eine Retrospektive, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 2003, ohne
Kat.-Nr., mit Abb. S. 15;
Otto Mueller. Von der Leichtigkeit des Seins, Kunsthaus Apolda Avantgarde, Apolda 2008,
Bd. 2;
Einfach, Eigen, Einzig: Otto Mueller, Kunstsammlungen, Zwickau u.a. 2012, Bd. 2, Abb.
142.
Provenienz:
Galerie Wolfgang Gurlitt, Berlin;
Briegleb, Breslau/München;
Lempertz, Köln 14.-17.11.1956, Los 290;
Sammlung Landsberger, München;
Karl & Faber, 30.11.1962, Los 1188;
Privatsammlung, Süddeutschland;
Grisebach, Berlin 29.11.2008, Los 147 (dort unverkauft, verso Etikett auf dem Rahmen);
Privatbesitz, München, durch Erbfolge an die jetzigen Besitzer.