Der Akt spielt in Richard Lindners Kunst eine bedeutende Rolle, jedoch auf eine Weise, die sich stark von der klassischen Aktdarstellung unterscheidet. In seinen Arbeiten werden menschliche Körper oft fragmentiert, stilisiert und mit auffälligen, leuchtenden Farben dargestellt. Lindner verwandelt den Akt in ein Symbol für die Mechanisierung und Entfremdung der menschlichen Figur in der modernen Gesellschaft.
Seine Figuren, oft als übergroße, puppenähnliche Gestalten dargestellt, sind nicht nur Ausdruck von Erotik, sondern auch von Isolation und Künstlichkeit. Der Akt wird bei Lindner zu einem Mittel, um Themen wie Identität, Geschlechterrollen und die Kommerzialisierung des Körpers zu hinterfragen. Durch die Betonung der Künstlichkeit und die oft surrealen Proportionen seiner Figuren schafft Lindner eine Distanz, die den Betrachter dazu einlädt, über die Beziehung zwischen Menschlichkeit und der modernen, urbanen Welt nachzudenken.