Nachdem sich die deutsche Künstlerin Christiane Erdmann intensiv mit der Fotografie und Metallplastik auseinandergesetzt hatte, fand sie im Jahr 1994 zu ihrem heutigen Hauptarbeitsgebiet: der Holzbildhauerei. Die Tradition ihrer faszinierenden monolithischen, figürlichen und auf übergroßen Säulen stehenden Skulpturen, die sie mit einer Kettensäge aus einem Holzblock herausarbeitet, reicht bis in die archaische Klassik. Zentraler Gegenstand von Erdmanns Oeuvre ist die menschliche Gestalt, vornehmlich die weibliche Figur. Dabei interessiert die Künstlerin jedoch nicht der anatomisch ideal geformte Körper: mit ihrer genauen Beobachtungsgabe gibt sie ausdrucksstark Gesten und Körperhaltungen einzigartiger Figuren wieder, erzählt Geschichten. Holz, das organische, gewachsene und lebendige Material, ist ein sensibler Stoff, dessen Bearbeitung genauer Kenntnisse bedarf. Dieser besondere Werkstoff nimmt eine bedeutende Rolle in Erdmanns Arbeit ein, obwohl er beim Entwurf der Figuren nicht formgebend ist. Im Arbeitsprozess hingegen gibt die Eigenart des Baumes, sein Volumen, seine Größe, Beschaffenheit und Materialität die mögliche Form vor, aus denen die Künstlerin die Körper befreit. Sie lässt die Spuren der Bearbeitung bei der Vollendung ihrer Arbeiten sichtbar stehen. Die farbige Fassung belebt die Figuren, überdeckt dabei aber nicht ihre Grundlage. Aus dieser ihnen eigenen haptischen Qualität und Einzigartigkeit der Textur geht der besondere Charakter der Skulpturen hervor. Der Betrachter nimmt die Arbeiten Erdmanns auf Augenhöhe war, nutzt die Bildhauerin doch die Höhe des Baumes als enormen Sockel für die aus ihm erwachsenden Figuren. Die allansichtigen Körper laden dazu ein, um sie herumzugehen und ihr Wesen von allen Seiten zu beobachten und zu erfahren.