Virtuelle Galerie: Hier klicken
Der Beginn der Moderne
Der Ausdruck Moderne ist ein volatiler und vielseitig aufgeladener Begriff, welcher sowohl in unterschiedlichen Zeitenzuordnungen, als auch Bedeutungen, gebraucht wird. Die Forschung ist sich nicht nur uneins über eine konkrete Datierung, sondern auch über eine inhaltliche Zuordnung. Allgemein könnte man den Begriff der Moderne als Kennzeichnung einer Epoche des Umbruchs, welcher sich in den Kulturkreisen der bildenden Kunst, der Musik, der Literatur und Architektur, als auch in der Philosophie niederschlägt, sehen. Eine konkrete zeitliche Festlegung des Beginns jener Epoche schwankt zwischen den Anfängen der Aufklärung bis hin zum Ende der Gründerzeit. Dennoch ist eine Konstante innerhalb den verschiedenen Zeitlinien ersichtlich: eine geistige und kulturelle Weiterentwicklung einer Gesellschaft, perpetuiert durch politische und soziale Instabilität und eine damit einhergehende Desillusionierung eines zuvor stets vorherrschenden Optimismus. Insbesondere das Erkennen der Gesellschaft in der Aufklärung, dass es sich bei der sie umgebenden Ordnung, dem allgemeinen menschlichen Wohlergehen, nicht um etwas vollkommenen Naturgegebenes und Schicksalhaftes handelt, sondern dass die Ordnung der Welt menschengemacht ist und die Zerstörung jener ebenso. Dieses Bewusstsein der eigenen Verantwortung ist essenziell für die Neuprojektierung einer Idee von Einheit.
Insbesondere das Ende des 19. Jahrhunderts ist geprägt von extremen Gefühlsambivalenzen der Gesellschaft, Existenzangst paart sich mit einem nicht vergehenden Hoffnungsschimmer, immerwährende Zweifel und doch die Gewissheit der Errettung – die Gesellschaft zerreibt sich selbst. Die Weltanschauung einer unumstößlichen Sicherheit fängt an zu bröckeln. Soziale, politische und kulturelle Veränderungen des späten 19. Jahrhunderts wie das Ende des zunächst unbändigen Fortschrittsoptimismus der Gründerzeit, der Wille nach geistiger und kultureller Veränderung und die Umbrüche der politischen Strukturen zeigen das klare Inzentiv einer solchen Wende.
Ambivalenzen der Menschheit und das individuelle Bewusstsein diese mit eigener Macht zu verhindern, sind ein reicher Nährboden für Vorurteile. Das neu erfahrene Recht selbst zu definieren, was Ordnung bedeuten kann und soll und die damit einhergehende Unterdrückung und „Errettung“ des Ungeordneten, des Unangepassten, des Chaos zeigen die Problematiken jener Politik: „Intoleranz ist deshalb die natürliche Neigung der modernen Praxis.
Zum weiterlesen laden Sie sich bitte das Dokument herunter