Alexej von Jawlensky

Unten links monogrammiert:

A.J.



Rückseitig ein Aufkleber mit der Widmung in Bleistift:

An Frau Dr. Stegemann meinen Weihnachtsgruß, A. Jawlensky.

Ein weiterer Aufkleber mit der Bezeichnung:

N.2. Dort auch ein Etikett der Leonard Hutton

Galleries, New York. Werkverzeichnis: Jawlensky 600

sowie Aufkleber der Sammlung Schäfer, Schweinfurt





Provenienz

Dr. Marga Stegemann, Dresden (Geschenk des Künstlers, frühe 1920er-Jahre)

Dr. Ferdinand Ziersch, Wuppertal

Galerie Franz Resch, Gauting

Georg Schäfer, Schweinfurt (1969 von Resch erworben)

Versteigerung seiner Sammlung Christie’s, London, 27 June 1978, lot 2

Leonard Hutton Galleries, New York

Privatsammlung, Österreich

Christie’s, London, 5 February 2009, lot 409

Ketterer Kunst, München, 10 December 2011, lot 29

Villa Grisebach, Berlin, 31 May 2019, lot 534A



Ausstellungen

Meisterwerke des 20. Jahrhunderts.

Düsseldorf, Galerie Wilhelm Grosshennig, 1967, Abb. S. 6

Erbslöh und sein Kreis. Köln, Galerie Aenne Abels, 1968, Kat.-Nr. 31, Abb.

Jawlensky & Major German Expressionists. New York,

Leonard Hutton Galleries, 1980/81, Kat.-Nr. 7, Farbabb. S. 19

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zwingt Alexej von Jawlensky als ehemaligen Leutnant

der russischen Armee, Deutschland zu verlassen. Er emigriert in die Schweiz und bezieht dort

mit Marianne von Werefkin, seiner Gefährtin Helene Nesnakomoff und seinem Sohn Andreas

ein Häuschen in St. Prex am Genfer See. Aufgewühlt von dieser Erfahrung und der

menschlichen Katastrophe des Krieges, zieht er sich zurück und widmet sich fortan dem

Malen von Landschaften, was seinem Bedürfnis nach Kontemplation in dieser Zeit

entgegenkommt. Die Formate werden kleiner. In einem Brief an seinen Freund Jan Verkade

erinnert er sich viele Jahre später: „Meine Seele war durch vieles Leiden anders geworden,

und das verlangte andere Formen und Farben zu finden, um das auszudrücken, was meine

Seele bewegte… Ich verstand, dass ich nicht malen musste, was ich sah, sogar nicht das, was

ich fühlte, sondern nur das, was in mir, in meiner Seele lebte…“ (zit. nach: Clemens Weiler:

Alexej von Jawlensky, der Maler und Mensch, Brief vom 12. Juni 1938, S. 39ff, Wiesbaden

1955).

Auch das Gemälde „Landschaft Genfer See“ entstand in dieser Phase. Es handelt sich dabei

um eines der eher seltenen Bilder Jawlenskys, die im Querformat geschaffen wurden – so wie

es See, Berge und Himmel vorgeben. Dennoch steht hier nicht die topografisch exakte

Darstellung der Landschaft im Vordergrund, sondern die Variation der Farben, Formen und

rasch gesetzten, aber dennoch sicheren Pinselstriche. Kontraste bestimmen das Bild: Braun-,

Sand-, Rot und Violett-Töne wechseln sich ab mit verschiedensten Blau- und Türkis-

Nuancen. Die fast vertikale Linienführung im Vordergrund und der gezackte Abschluss der

Berggipfel im oberen Drittel der Komposition lassen die Pastelltöne des Himmels und der

Wasseroberfläche umso heiterer und sanfter erscheinen. Alles, so scheint es, fließt dahin,

vorbei an der schroffen, dunklen Felsenkette, die das Bild in zwei Hälften teilt.

Doch die wechselnden Stimmungen der Natur werden hier nicht einfach in Farbe übersetzt.

Sie sind Ausdruck einer tiefen Spiritualität, die den Menschen in unterschiedlichster Weise

bewegt und ihm Sinn stiftet: „Ich fühlte in mir, in meiner Brust“, notiert Jawlensky, „eine

Orgel, und die musste ich zum Tönen bringen. Und die Natur, die vor mir war, soufflierte mir

nur. Und das war ein Schlüssel, der diese Orgel aufschloss und zum Tönen brachte“ (zit.

nach: a. a. O.). US

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