Skulptureninstallation „Der Mäzen“, Bayreuth
Die Stadt Bayreuth ist durch ihre Festspiele rund um das Werk Richard Wagners international bekannt. Im Sommer des Jahres 1876 wurde das Festspielhaus eröffnet – ein Ereignis, das Musikgeschichte schrieb. Damals wurde erstmals der gesamte Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“ aufgeführt.
Bis heute lässt sich anhand der Anziehungskraft dieser Veranstaltung ablesen, „welch kommunikative Kraft und mobilisierende Energie von innovativen künstlerischen Konzeptionen ausgehen kann“, wie es Ottmar Hörl einmal formulierte. Kunst in all ihren Ausdrucksformen wirkt als ein wesentlicher Katalysator, als Impulsgeber für Bildung, gesellschaftliche wie persönliche Entwicklung. Diese Überzeugung verbindet auch die drei Persönlichkeiten: den Komponisten Richard Wagner, König Ludwig II. von Bayern und den zeitgenössischen Konzeptkünstler Ottmar Hörl.
Ohne Unterstützung König Ludwigs II. von Bayern hätte Richard Wagner seine künstlerische Vision kaum in diesem Maß verwirklichen können. Beide verband die Leidenschaft für Dichtung und Musik, eine Seelenverwandtschaft im Geist der Romantik. Ludwig, der bereits 1861 einer Aufführung von „Lohengrin“ beiwohnte, war beeindruckt von Wagners Gedanken zur Musiktheorie und Musikphilosophie. In Wagner erkannte er den schöpferischen Geist, der es verstand, opulente Klangwelten mit Stoffen der germanischen Mythologie und Sagenwelt zu einem bewegenden Gesamtkunstwerk zu gestalten. Die Idee eines Festspielhauses als Ort künstlerischer Erfahrung und Ergriffenheit war für beide ein gemeinsames Anliegen. So haben sie in vielerlei Hinsicht ein neues Kapitel in der Geschichte des Musiktheaters aufgeschlagen und bleibende kulturelle Spuren hinterlassen. „Ludwig II. war Wagners wichtigster Förderer, dessen Werke wiederum den König zu Architektur- und Ausstattungsprojekten“¹ für seine außergewöhnlichen Schlossbauten inspirierten, die bis heute Menschen aus aller Welt begeistern und nach Bayern reisen lassen.
Um auf die Rolle Ludwigs als Mäzen Wagners und die Wirkungskraft von Kunstförderung zu verweisen, hat Ottmar Hörl neue serielle, goldfarbene Figuren von König Ludwig II. von Bayern geschaffen, die nun erstmals gemeinsam mit Richard-Wagner-Figuren auf der zentralen Grünfläche vor dem Festspielhaus ein einzigartiges Bild erzeugen: Aufrecht steht Ludwig, mit seiner typischen Wasserwellenfrisur und im bodenlangen Mantel. Die linke Hand ruht locker auf der Hüfte, der rechte Arm ist leicht angewinkelt, erhoben zum würdevoll-königlichen Gruß an das herbeiströmende Publikum.
Eva Schickler